Jubiläum
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Ein gediegenes Jubiläumsfest:
"10 Jahre Museum im Zeughaus" – 6. Museumstag vom 5. 9. 2015
„10 Ausstellungen in 10 Jahren auf 2'500 m2 Ausstellungsfläche mit 40'000 Besucherinnen und Besuchern: Das ist für ein privates Museum ohne Subventionen eine sehenswerte Bilanz“, sagte Ernst Willi bei seiner Ansprache. Damit hat er zu Recht den respektablen Erfolg unseres Museums im seinem ersten Jahrzehnt angesprochen.
Ein bisschen Geschichte
Es seien diese meist befristeten und zum kleineren Teil permanenten Ausstellungen zur Erinnerung nochmals aufgeführt:
1. Die Kadetten in Schaffhausen (02. 09. 2006 -15. 06. 2007)
2. 200 Jahre Kantonale Offiziersgesellschaft (20. 06. - 31. 12. 2007)
3. Armee gestern - Armee heute (29. 06. - 07. 07. 2007)
4. Die Radfahrer in der Schweizer Armee (07. 06. - 15. 12. 2008)
5. Grenzen im Wandel der Zeit (06. 06. 2009 - 23. 09. 2010)
6. Widerstand - Résistance, Geheime Vorbereitungen in der Schweiz (05. 06. - 31. 12. 2010)
7. „Neues Ziel !“ Die Schweizer Artillerie im Wandel der Zeit (09. 04. 2011 - 04. 12. 2012)
8. farbenfroh - feldgrau - getarnt, 250 Jahre Bekleidung und Ausrüstung des Schweizer Soldaten (seit 04. 05. 2013)
9. Mobilmachung (seit 10. 05. 2014)
10. Motorisierung der Schweizer Armee (seit 09. 05. 2015)
Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden sich erinnern, wie alles angefangen hat. Karl Bauert (1929 - 2009), Kadermitglied des Zeughauses) sammelte Uniformen, Waffen und persönlichen Ausrüstungsgegenständen, welche die Wehrmänner bei der Entlassung abgaben, und richtete ab 1993 im oberen Stock des Westflügels des Kantonalen Zeughauses ein kleines Museum ein.
Als Oberst der Artillerie haben Martin Huber Geschütze, Artillerietechnik und Motorfahrzeuge, aber auch die Technikgeschichte interessiert. Als er realisierte, dass sich ab 1995 die Schweizer Armee massiv veränderte, begann er Geschütze und Motorfahrzeuge zu sammeln.
Seit 1989 beschäftigt sich Jürg Zimmermann mit historischen Blechblasinstrumenten. Sein Sammlerinteresse galt von Anfang an handwerklich und historisch wertvollen Instrumenten, die in der Schweiz hergestellt wurden. Bis 2005 war diese Sammlung in seinem Einfamilienhaus untergebracht.
Ende 2004 wurden die Stiftung und der Verein Museum im Zeughaus gegründet, und im September 2005 konnte das Museum im Haus 5 des Kantonalen Zeughauses eröffnet werden.
Die Entstehungsgeschichte des Museums ist übrigens ausführlich auf unserer Homepage unter der Rubrik „Wer sind wir?“ dargestellt.
Der Festakt
Der 6. Museumstag im Jahr 2015 sollte dazu genutzt werden,
• all denen zu danken, die am Erfolg des Museums in irgendeiner Weise beteiligt sind,
• mit einer Sonderausstellung vor dem Haus 5 an die erwähnten 10 Ausstellungen zu erinnern
• und mit einigen Vorführungen grosse „Events“ wieder aufleben zu lassen.
Die Ansprachen
Nachdem Stiftungsratspräsident Martin Huber die Gäste – insbesondere die Vertreter der Politik und der Armee (u. a. Nationalrat Thomas Hurter, die Ständeräte Hannes Germann und Thomas Minder, die Regierungsräte Reto Dubach und Christian Amsler, den Stadtpräsidenten Peter Neukomm und die Präsidentin des Grossen Stadtrates, Cornelia Stamm Hurter, und nicht zuletzt den Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann, die Brigadiers Martin Vögeli und Guy Vallat, Kommandant des Lehrverbandes Logistik) – begrüsst hatte, dankte er mit bewegten Worten für die riesige Arbeit der Helfer, für den Einsatz so vieler erstaunlicher Talente, für die grosszügigen Spenden und Gaben. Die Zentralstelle Historisches Armeematerial, vertreten durch ihren Chef Jürg Reusser, verdient einen besonderen Dank.
Die Festansprache hielt Korpskommandant André Blattmann. Er dankte dem Museum im Zeughaus, das ein „Mahnmal für die Vergangenheit und für die Zukunft“ sei. Glücklicherweise dürften wir in einem sichern und blühenden Land leben. Sicherheit sei aber nicht einfach gottgegeben, sondern das Resultat grosser Anstrengungen unserer Vorfahren und der heute Lebenden. Etwa in der sehr sehenswerten Ausstellung „Mobilmachung“ könne man erkennen, wie das System der Mobilmachung langsam entwickelt und verfeinert worden sei und warum es dringend nötig sei, ein solches System rasch wieder aufzubauen. Um auf die sich laufend ändernden Bedrohungen angemessen reagieren zu können, sei eine ständige Weiterentwicklung der Armee (WEA) unumgänglich. Er innert in diesem Zusammenhang z. B. an die Vorgänge in der Krim, in der Ost-Ukraine, an die Boko Haram in Nigeria, an den IS im Irak und in Syrien usw.
Es gehe jetzt darum,
• die Bereitschaft der Armee zu erhöhen (u. a. durch ein neues Mobilmachungs- und Alarmsystem),
• das Ausbildungssystem so zu gestalten, dass es für die Schweiz passe (z. B. erst Vorgesetzter werden, wenn man eine komplette Rekrutenschule absolviert hat),
• die Armee vollständig auszurüsten (besser eine Armee mit nur 100'000, aber gut ausgebildeten und gut ausgerüsteten Angehörigen)
• und die Verbände wieder in ihren Regionen zu verwurzeln, so dass die Infanteriebataillone die kritischen Strukturen besser schützen können.
Man müsse jetzt die WEA entschlossen anpacken, damit die Armee nicht nur nach aussen, sondern auch gegenüber den Soldaten und dem Kader glaubwürdig bleiben könne.
Die zentrale Frage der Finanzierung könne mit einem Bundesbeschluss geregelt werden (Vorschlag von NR Hurter).
Blattmann schloss seine Ausführungen mit der Feststellung, dass unsere Bürger in Uniform gute Arbeit leisteten und die Schweiz sich besser um diejenigen kümmern sollte, die im Einsatz stehen, als um diejenigen, die „nicht wollen“.
Ernst Willi, Mitglied des Stiftungsrates, und Jürg Krebser, Präsident des Vereins Museum im Zeughaus, sprachen zum Thema "10 Jahre Museum im Zeughaus, das Resultat engagierter Freiwilligenarbeit". Willi wies darauf hin, dass auch Glück für den Erfolg des Museums mitverantwortlich sei: eine grosse Zahl von Sponsoren und Gönnern; ohne sie wäre es nicht möglich, fast jedes Jahr eine Ausstellung zu finanzieren, die bis zu 100'000 Franken kostet. Dazu kommen grosszügige Schenkungen und Leihgaben von Privaten und von der Zentralstelle für Historisches Armeematerial. Ein besonderer Glücksfall seien die Ausstellungsorte, das ehemalige Kantonale Zeughaus und die ehemalige Stahlgiesserei von Georg Fischer, welche uns zu verkraftbaren Bedingungen zur Verfügung stehen. Diese Lokalitäten würden den in ihnen aufgebauten Ausstellungen eine ganz besondere Atmosphäre verleihen.
Der Redner fragt dann, wie ein solches Museum ohne fest angestelltes Personal all das leisten kann: Pflege der Sammlungen, Planung und Durchführung von Ausstellungen, Museumstagen und besonderen Veranstaltungen und nicht zuletzt die Betreuung der vielen Führungen und den Betrieb der Museumsbeiz. Es sind gegen 100 Freiwillige (meist Mitglieder des Vereins Museum im Zeughaus), die sich immer wieder zur Verfügung stellen. Ihre Motivation ist vielfältig; sie verstehen vor allem ihre Arbeit nicht nur als Hobby, sondern auch als interessante, sinnvolle und oft lehrreiche Aufgabe. Sie verdienen einen ganz grossen Dank.
Jürg Krebser, der vierte Redner, erinnert daran, dass ein solches Unternehmen wie unser Museum eine kompetente und energiegeladene Führung, eben eine echte Leadership braucht. Wie die meisten wissen, ist die treibende Kraft seit der Gründung vor allem und in erster Linie Martin Huber. Diese Führungstätigkeit betrifft die Konzeption und die Entwicklung des Museums, die Gestaltung von Ausstellungen und Veranstaltungen, das Verfassen von detaillierten und präzisen Arbeitsplänen und vor allem auch das Finden und die Motivation geeigneter Mitarbeiter. Martin Huber hat überdies während Jahren auch finanziell für den Aufbau und den Unterhalt der Sammlungen gesorgt und selbst Sponsoren gesucht.
Krebser dankt ihm im Namen aller Helfer und Helferinnen und aller Vereinsmitglieder sehr herzlich für seine grossartigen Leistungen. Er überreicht ihm als kleine Anerkennung ein Bild mit dem 8-spännigen Stellungsbezug eines Geschützes der Feld Batterie 31 im Jahr 1940, bergauf in schwierigem Gelände. Es steht auch für Martins Anstrengungen, den „Museumskarren“ stets nach vorne zu ziehen.
Der ganze Festakt wurde umrahmt vom eindrücklichen Spiel des Bläserensembles „Buntmetall“ unter Leitung von Vaclav Medlik. Die Instrumentalisten – unter ihnen auch Jürg Zimmermann, der Gründer und Besitzer unserer höchst bemerkenswerten Instrumentensammlung – brachten ausschliesslich Instrumente aus eben dieser Sammlung zum Klingen.
Die Vorführungen zur Geschichte des Museums
In Ergänzung zu der Ausstellung vor dem Haus 5 präsentierten Martin Huber und Jürg Krebser im Zeughaushof verschiedene Szenen, die bei der Eröffnung der Ausstellungen oder bei besonderen Veranstaltungen gezeigt worden sind:
• Parade des Panzerwagens 39 Praga („Armee gestern“, 2007)
• Vorbeifahrt (von Teilen) der Historischen Radfahrerkompanie („Die Radfahrer in der Schweizer Armee“, 2008)
• Demonstration des Spürhundes des Grenzwachtkorps („Grenzen im Wandel der Zeit“, 2009/10)
• Defilee verschiedener Zugfahrzeuge der Artillerie mit ihren zugehörigen Geschützen der 30er und 40er Jahre (Artillerieausstellung „Neues Ziel!“ und Artillerietag, 2011/12)
• Demonstration Pferdestellung der Armee im 1. Weltkrieg und
Defilee der 6-spännigen 7,5 cm Feldkanone 1903/1912 („Mobilmachung“, ab 2014)
• Parade des Berna Artillerie-Traktors T 5 G, 1932, mit Radgürtelkanone („Motorisierung der Schweizer Armee“, ab 2015)
Diese Vorführungen, einmal vor dem Mittagessen und einmal danach gezeigt, fanden beim Publikum grossen Anklang. Der Musikverein Schleitheim bot während der Mittagspause ein vergnügliches Platzkonzert.
Als imposantes Geschenk der Luftwaffe überflog am späteren Nachmittag das Swiss Air Force PC-7-Team zweimal das Zeughausareal. Richard Sommer hatte diese Überraschung organisiert.
Die 585 Besucher konnten sich an diesem festlichen Jubiläums-Museumstag überzeugen, dass das Museum im Zeughaus stets viel zu bieten hat und nicht auf den Lorbeeren ausruht. So sind die Planungen für das Museumsjahr 2016 schon längst im Gang, z. B. für den Umbau der Sonderausstellung „Mobilmachung“, in der das neue Mobilmachungssystem in Zusammenarbeit mit dem VBS gezeigt werden soll.
Hansueli Gräser