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Mobilmachung

„Mobilmachung: Die Mobilisierungen der Schweizer Armee seit 1792“

Am 10. Mai 2014 eröffnete das Museum im Zeughaus die neue Sonderausstellung „Mobilmachung: Die Mobilisierungen der Schweizer Armee seit 1792“. Im vergangenen Jahr jährten sich die Mobilmachungen von 1914 (Erster Weltkrieg) und 1939 (Zweiter Weltkrieg). Zeitzeugen zum Ersten Weltkrieg gibt es keine mehr und auch die überlieferten Erinnerungen an diese Zeit sind in der breiten Öffentlichkeit weitgehend verblasst. Der heutigen Generation von jungen Schweizerinnen und Schweizern fehlt meist ein persönlicher Bezug zum Zweiten Weltkrieg und somit auch die Vorstellung, welche Auswirkungen jene unsichere Zeit auf Einstellung und Verhalten der damaligen Bevölkerung in der Schweiz hatte.

Die Ausstellung Mobilmachung bildete auch den Rahmen für die Erinnerungsfeiern „100 Jahre Mobilmachung Erster Weltkrieg“ vom 2. August 2014 und „75 Jahre Mobilmachung Zweiter Weltkrieg“ vom 6. September 2014.
Bis heute haben gegen 4000 Besucherinnen und Besucher die neue Ausstellung, die auch eindrücklich die Verdienste der Zivilbevölkerung und insbesondere der Frauen zeigt, besucht.
Die Sonderausstellung Mobilmachung wird auch in diesem Jahr gezeigt. Unter anderen werden auch mehr als 600 Offiziersaspiranten des Heeres die Ausstellung besuchen.

Eröffnung der Sonderausstellung „Mobilmachung“

Militärisch pünktlich um 10.15 bläst ein Trompeter „Roulez Tambours“ zum Eröffnungszeremoniell. Martin Huber, Präsident der Stiftung Museum im Zeughaus begrüsst die Gäste. Weiter dankt er allen, die dazu beigetragen haben, um die neue Sonderausstellung zu realisieren. Ständeratspräsident Hannes Germann hält die Festansprache. Die Sonderausstellung „Mobilmachung“ sei ein „Zeichen gegen das Vergessen“ und ein äusserst wertvoller Aussichtspunkt in die Vergangenheit. Eine Kriegszeit bedeutet einen Ausnahmezustand und einen tiefen Einschnitt im Leben der Bürger.
Immerhin musste man in der Schweiz in verschiedenen Kriegsphasen täglich mit dem Einmarsch der Wehrmacht rechnen. Ausdruck des Ausnahmezustandes waren auch die 1914 und 1939 vom Parlament beschlossenen Vollmachtsregelungen. Solche wären wohl auch heute in ausserordentlichen Lagen notwendig; denn die heutige Bundesverfassung ist eigentlich eine „Friedensverfassung“. Ganz besonders lobt Germann auch den wichtigen Beitrag der Frauen. Zum Schluss dankt Germann für die grossartige Leistung des Projektteams; diese Ausstellung und überhaupt das Museum im Zeughaus sei ein „nationaler Leuchtturm“.

Dr. Ernst Willi vom Museum im Zeughaus erklärt, was das Projektteam bewegt und motiviert habe: die Jubiläen 1914 und 1939, der Wunsch, zum Nachdenken und zum Lernen anzuregen, einen Beitrag zur Geschichte des Bundesstaates zu liefern und die Auswirkungen der seit 1792 erfolgten 130 Mobilmachungen auf das tägliche Leben aufzuzeigen. Bei Ausbruch eines Konfliktes sei die Schweiz praktisch immer schlecht vorbereitet gewesen und habe selten etwas aus den Fehlern gelernt. Auch heute sei das so. Wir stehen an einem historischen Tiefpunkt der militärischen Bereitschaft. Ein weiterer Grund für die Wahl des Themas „Mobilmachung“ sei der Ort, das Zeughaus gewesen: Hier lagerte ja die Ausrüstung für viele Einheiten der Schaffhauser Truppen. So ergebe sich eine ideale inhaltliche und emotionale Verbindung zwischen den Räumen und den ausgestellten Objekten und Szenen.

Rundgang durch die Ausstellung und Darbietungen

Nach dieser Einführung lädt Martin Huber die Ehrengäste und Besucher zu einem Rundgang durch die Ausstellung ein. Es war niemand zu hören, der nicht beeindruckt oder sogar begeistert heraus gekommen ist. Kurz vor 14.30 treffen die rund 150 Teilnehmer der Mitgliederversammlung des Vereins Schweizer Armeemuseum (VSAM) im Zeughaus ein. Martin Huber kommentiert über Lautsprecher die nun folgenden Szenen im Zeughaushof. Die erste dieser Szenen zeigt eine Pferdestellungsequipe aus der Mobilmachung 1914 bei der Arbeit, und zwar in historischen Uniformen. Sechs für tauglich befundene Pferde werden gleich eingesetzt, nämlich als Zugtiere der sechsspännigen 7,5 cm Feldkanone. Das Gespann paradiert vor dem begeisterten Publikum.

Die zweite Szene führt uns die sog. Anbauschlacht während des 2. Weltkrieges vor. Ein Holzvergaser-Hürlimanntraktor zieht einen aus heutiger Sicht sehr mickrigen Pflug und beginnt die kleine Wiese vor dem Zeughaus zu pflügen. Selbst eine Kuh muss sich vor den Pflug spannen lassen. Ein Pferd schleppt die Egge über die aufgebrochene Erde. Und schliesslich tauchen zwei Bäuerinnen mit ihren Kindern auf – alle gekleidet wie damals – und stecken Kartoffeln. Ein sehr berührender Anblick.

Der erste Museumstag geht zu Ende. Eine grosse Zahl von freiwilligen Helferinnen und Helfern haben Ihr Bestes gegeben. Ihre Genugtuung ist wohl, dass gegen 900 Besucherinnen und Besucher gekommen sind und ihr Erscheinen gewiss nicht bedauert haben.